ich lese ja kaum „offene Briefe“, sie sind meist polemisch geschrieben, stacheln häufig nur an und versuchen Aufmerksamkeit zu erregen. Der Brief von François, dem Chef von Mandriva Linux (ehemals Mandrake, die Älteren werden sich erinnern) kann man nachfühlen, welche Gedanken ihn bewegten. Würde ich in dem Glauben ein Geschäft in den trockenen Tüchern zu haben plötzlich verlieren, wäre ich vermutlich auch sehr angepisst. Doch, wenn es nur eine X beliebige Firma wäre, würde man zwar dennoch sehr verärgert sein, aber in diesem Fall ist es halt nicht irgendeine X beliebige Firma: es ist Microsoft.

Einmal mehr beweist Microsoft dass sie im geschäftlichen Bereich niemals so etwas wie Ehre und Respekt kennen. Es zählen nur die (nichtmehr ganz so … ) harten Dollars. Doch noch mehr als die paar Peanuts, ging es mit Sicherheit darum ein weiteres Linux Prestige Geschäft zu vermeiden. Ich entsinne mich nach an die Geschichte in München, als Steve höchstpersönlich nach München abkommandiert wurde um Linux am Einzug zu hindern.

Derzeit stelle ich mir eine Karte vor, bei der Steve für jedes verlorene Projekt eine Nadel platziert. Immer mehr dieser Nadeln durchziehen die Karte und da gilt es nun mit allen Mitteln das setzen weiterer zu verhindern. Sicher kein einfacher Job, doch vor allem die Schwellenländer sind mit Sicherheit finanziellen Zusprachen nicht abgeneigt. Daher würde es mich nicht wundern, wenn Microsoft die paar Euro aus der eigenen Kasse zahlt um den Vertrag mit Mandriva und der Regierung einzuhalten.

Eine wirklich sehr traurige Geschichte, soviel steht fest. Vor allem Wünsche ich es Mandriva von Herzen, denn bisher hatten sie nun wahrlich nicht viel Glück 🙁

Nachtrag: Während des allwöchentlichen Abwaschs, habe ich über mein Kommentar noch einmal nachgedacht. Nein, ich will nichts revidieren, sondern ergänzen, dass ich mir über eines vollkommen im Klaren bin: Geschäft ist Geschäft. Microsoft macht das, was sie Besten können: Geld verdienen. Da bleibt für Sentimentalität kein Platz. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich auch Geschäft abschließen lassen, ohne über Leichen gehen zu müssen.