Auf der Pug Mailingliste, gab es mal wieder die alljährliche Frage: wohin mit den Familienfotos? Wer mich fragt, bekommt recht zügig als Antwort: Ausdrucken! Viele kommen dann von wegen Sicherung auf einer Festplatte, CD od. DVD. Mädels, lasst die Finger davon. Optische Medien gehören aus meiner Sicht zu den Medien, die niemals auf eine Liste von möglichen Alternativen gehört. Das Geschwätz der Hersteller von wegen der Haltbarkeit, 100 Jahre und mehr, ist ein Witz.

Es gibt da einen sehr guten Vergleich, was Bücher angeht: Mitte des 19 Jahrhunderts wurde ein neues Verfahren zur Herstellung von industriell gefertigten Büchern eingeführt. Die chemischen Komponenten die zum Einsatz kamen, stellen die Bibliotheken vor gewaltige Probleme. Die Bücher lösen sich allmählich in ihre Bestandteile auf.

Wir können auch noch weiter zurückgehen, als Bücher noch von Hand geschrieben und kopiert wurden (da gab es noch kein DRM, nur Züchtigung und eventuell den Verlust der Sehkraft durch Blendung, sofern das Buch unrechtmäßig den Besitzer wechselte). Als Tinte wurden häufig Flüssigkeiten eingesetzt, die Eisen und andere Metalle beinhalteten. Dies führt dazu, dass sich die Schrift, im wahrsten Sinne des Wortes, einbrennt. Was letzten Endes zur Zerstörung des Werkes führt.

Tausend Jahre später hat die Industrie nichts daraus gelernt. Die Beschichtungen des Aufdrucks der CD-Roms, die Anfang der 90’er verwendet wurden, machen das Selbe, wie die Tinte aus den Büchern des Mittelalters: sie ätzen sich durch die Reflektionsschicht und zerstören somit die CD-Rom, respektive DVD.

Doch auch minimalste Biegungen, können in die Schichten Haarrisse hinterlassen und somit Luft und Co. die Arbeit überlassen (oder gar im Laufwerk, bei tausenden von Umdrehungen, sich in tausend Teilen auflösen).

In vielen Fällen kann die Laufwerksfirmware Fehler korrigieren, sodass der Konsument nicht merkt, dass die Audio CD-Rom, oder der DVD-Film schon eine „Macke“ hat. Doch bei Daten, im Sinne von Dokumenten, Archiven etc., sieht die Sache anders aus. Wenn auch die letzte Hausfrau ihre Daten mittels Software verschlüsselt auf den Datenträger ablegt, damit die Kollegen von dem Herrn Schäuble ihre neusten Tagebucheinträge nicht lesen können (sozusagen das Äquivalent zu dem Schlüsselchen des Tagebuches in Papierform), macht die Software bei dem Entschlüsseln sehr wohl einen Unterschied, ob da an Stelle 2.339.847.629 eine binäre Null hätte stehen sollen, die Firmware aber meinte dort eine „Eins“ hinstellen zu müssen. Schwupps sind die Daten geschreddert.

Das Musik Archiv nimmt jede erschienene Audio CD-Rom in ihren Bestand auf (Update: Es war nicht die Friedrich Ebert Stiftung). Das bedeutet: Wenn Tokiopop Motel eine neue Audio CD-Rom herausbringt, wandert diese automatisch in dieses Archiv.

Nun aber zeigen sich erste Probleme, denn viele Medien sind schlicht nicht mehr lesbar. Nun könnte man ja argumentieren: Die sind bestimmt nicht richtig gelagert worden. Falsch, diese Medien hatten bessere Lagerbedingungen, als es sich einer zu hause mit seine Familienfotos leisten könnte. Und man bedenke nun, es sind gerade mal etwas mehr als 10-15 Jahre vergangen. Damit wird nur allzu deutlich, dass diese optischen Medien sich nicht dafür eignen, Kulturgüter nachfolgenden Generationen zu hinterlassen (auch wenn sie erfahren, dass es Menschen gab, die Tokiopop Motel mochten 😉 ..).

Während die CD-Rom sich nunmehr nur noch als Untersetzer eignet, werden die Glücklichen unter uns ihren, vom Ur-Ur-Ur Opa erworbenen, und an die nachfolgenden Generationen vererbten, Plattenspieler entstauben und die Beatles hören können. Denn die halten, bei guter Lagerung, tatsächlich ewig 🙂 (Ob es schon jemand probiert hat, Daten auf einer Schellack zu speichern?)

Damit nicht genug. Selbst wenn die Verfahren perfektioniert verbessert werden sollten und die Medien sich nicht selbst auflösen, wären immer noch die Probleme der technischen Auslesbarkeit. Während sich ein Plattenspieler mit einfachen Bauteilen nachbauen lässt, sieht das bei einer Laserabtastung im µ Bereich wieder anders aus. Daher sichern Staatsbibliotheken ihre Daten auch auf Mikrofilm. Da reicht eine, salopp gesagt, Kerze Lichtquelle und Lupe aus, um Daten wieder zu rekonstruieren.

Firmen dagegen sichern ihre Daten auf Band. Auch gegen dieses Medium sträuben sich mir die Haare (was für viele vermutlich ein erheiternder Anblick sein mag, die mich persönlich kennen). Ich trauere heute noch meinen DDR Hörspiel-Märchenkassetten (mit gut versteckter Propaganda 😉 ..) nach, die mein Kassettenrecorder ohne jeglichen Anflug von Mitleid gefressen hat. Ok, bei den David Hasselhof Kassetten wurde dort bestimmt ein Schutzinstinkt ausgelöst, aber sei’s drum.

Heutige Bandlaufwerke sind jedoch noch weitaus komplizierte gestickt, da sie sehr viele Daten auf einem minimalen Raum unterbringen müssen. Nun stelle man sich vor, das Laufwerk hat von Produktionswegen oder durch den Transport eine Erschütterung erlitten, die dafür sorgt, dass der Lesekopf sich im Millimeter Bereich verschoben hat. Das Laufwerk arbeitet jedoch tatellos, sowohl beim Sichern, als auch bei der Rücksicherung. Nun stirbt das Laufwerk einen nicht allzu qualvollen tot, nach fünf Jahren. Die Firma hat vorsorglich noch ein baugleiches Gerät auf Lager gelegt, für den Fall, dass es dieses Modell nicht mehr geben sollte.

Bei einer Prüfung stellt sich heraus, dass die Bänder nicht gelesen können, denn der Lesekopf befindet sich an einer anderen Stelle, als das ursprüngliche Laufwerk.

Nun, wer glaubt, dies sei eine fiktive Annahme, dem sei gesagt, es ist tatsächlich vorgefallen. In diesem Fall war es jedoch nicht tragisch, da keine Daten rückgesichert werden mussten. Doch, dies gibt einen schon zu denken.

Wie lange wir auch noch unsere Audio CD-Roms, DVD Plus/Minus/RAM lesen können, daran mag ich garnicht denken.

Der Turnus dürfte damit offenkundig werden: Wo sichere ich die ersten Gehversuche meiner Tochter (ich möchte von meiner Frau/Freundin/Lebensabschnittgefährtin, zuerst eine Tochter, bitte 🙂 ..), oder meines Sohnes hin, sodass ich meinem zwangrekrutierten Zivi davon stolz berichten kann, wenn er mich gerade füttert?: Ausdrucken und Dias davon erzeugen lassen. Bei anderen Medien, wie dem Film der Flitterwochen („Dieser Film ist für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet“), oder dem Ersten, eigenen Album, aufgenommen mittels einer Playstation und Singstar (Vorsicht Flash und Popups)? Nun, da würde ich raten diese Medieninhalte gespiegelt auf zwei externe(!) Datenträger Festplatten zu speichern. Dazu eignen sich USB Platten wohl am besten, da dieser sich wohl noch eine Weile am Markt halten werden. Mein Bauch rät zwar eher zu Firewire, aber noch nicht jeder Rechner hat einen solchen Anschluß. Der Martin, wie ich gelesen habe, legt seine Datenspeicher in einem Bankschließfach ab. Das ist schonmal gut, Datenträger an unterschiedlichen, geografischen Orten deponiert zu haben.

Ich persönlich entscheide mich für eine Kombination: USB Festplatte im 2,5’er Format für kurzfristige Geschichten, und für längere erwerbe ich demnächst ein Iomega Rev35 Firewire Laufwerk. Die Medien sind rotierende Festplatten mit 35 Gigabyte Speicherkapazität. Die Haltbarkeit der Medien werden von Iomega mit bis zu 30 Jahre deklariert, wobei das Laufwerk mit 5 Jahren nicht allzugut bei weg kommt. Doch ich denke, dass sie ein gutes Preisleistungs- Verhältnis haben. Desweiteren kann ich die Medien unter Windows, Linux und MacOSX lesen und beschreiben, da diese mit dem UDF Dateisystem formatiert werden.

Alles andere, als eine einfache Angelegenheit.

(Warum muss ich denn schon wieder soviel scrollen? Dabei wollte ich nur schreiben, dass ich mir ein Rev kaufe ts ts ts)